In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr von Patrizia aus Wien mit ihrem Aussie-Rüden Milo, warum sie auf das Training an der Schleppleine setzen und wie sie es in ihren Alltag integrieren.
Patrizia & Milo: Über das Mensch-Hund-Team
Wir sind Patrizia & Milo! Seit mehr als einem Jahr sind mein Australian Shepherd Rüde „Milo“ und ich jetzt ein Team. Milo ist im April 2019 geboren. Die Entscheidung ihn in mein Leben zu holen war eindeutig eine der Besten, die ich jemals traf. Unsere Bindung wächst jeden Tag ein Stückchen und ich lerne genauso viel von ihm, wie er von mir lernt.
Ich bin Patrizia, 26 Jahre alt, Psychologie Studentin und lebe in Wien. Meine Leidenschaft ist das Verhalten von Lebewesen, was meine Studienwahl erklärt. Durch Milo entdeckte ich kürzlich meine Leidenschaft fürs Hundetraining und es wurde zu meinem größten Hobby.
Ich verbringe jede freie Minute damit mich durch Wissen rund ums Thema Hund zu wühlen. Über diese Informationen reflektiere ich und hole das Beste für Milo und mich heraus. Am meisten lerne ich aber durch Ausprobieren und Beobachten.
Unser Instagram-Account
Fehler zu machen, diese zu reflektieren und nach neuen Lösungsansätzen zu suchen ist für uns ein unheimlich wichtiger Lernprozess. Vor einiger Zeit gründete ich den Instagram Account @fuxliebe. Er wurde zu einem kleinen Tagebuch für Milo und mich. Unseren Alltag, Erfolge, Fehler und unsere Entwicklung dokumentieren wir in mehreren Posts pro Woche.
Durch Instagram lernte ich vor allem den wertvollen Austausch mit der großartigen „Dog Community“ zu schätzen. Wenn du uns auf dem Weg begleitest, freuen wir uns sehr!
Die Schleppleine und warum sie ein wichtigstes Hilfsmittel ist
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema, in diesem Blogbeitrag geht es um mein Lieblings-Hilfsmittel im Training. Es gibt einige Tools, die mir das Training mit Milo erleichtern. Wenn ich mich für eines entscheiden muss, ist es die Schleppleine. Sie unterstützte unser Training bisher bestens.
Was ist eine Schleppleine?
Klären wir zu Beginn was eine Schleppleine ist. Eine Schleppleine ist eine lange Leine, mit glatter Oberfläche und oft ohne Schlaufen oder Ähnliches am Ende. In der Regel sind Schleppleinen zwischen 5 und 20 Meter lang. Ihren Namen trägt sie, weil der Hund die Leine häufig hinter sich herschleppt.
Ich verwende die Schleppleine jetzt seit fünf Monaten auf jedem Spaziergang. Im „echten“ Freilauf ist Milo momentan ausschließlich in einem kontrollierten Umfeld.
Wann ist eine Schleppleine sinnvoll?
Nochmal zum Anfang. Warum entschloss ich mich vor ein paar Monaten Milo nur an der Schleppleine zu führen? Zugegeben, das Ganze bringt einige Nachteile mit sich. Wer einmal mit Schleppleine im Regen spazieren war weiß, wovon ich spreche.
Saubere Kleidung? Fehlanzeige! Von den Händen angefangen, hinterlässt sie auf allem mit dem sie in Berührung kommt Dreckspuren. Von dem Knoten-Wirrwarr möchte ich erst nicht anfangen. Wenn der Hase um die Ecke hüpft und der Hund in die lange Leine donnert, hinterlässt es Spuren am Körper. Aber, es lohnt sich und das ist das Wichtigste!
Die Sache mit dem Rückruf
Rückruf bei einem Welpen – funktioniert super
Als Milo bei mir einzog, erhielt ich von unserer Züchterin den Rat einen verlässlichen „Jackpot Rückruf“ aufzubauen. Das tat ich. Unser Rückruf Pfiff war lange Zeit das Größte für Milo, nichts ging über dieses Geräusch.
Ich konnte „Klein-Milo“ aus JEDER Situation abrufen, egal ob von anderen Hunde, Menschen, Hühnern, Hasen oder aus dem Spiel. Ich wusste, der Rückruf sitzt. Das gab mir viel Sicherheit, sodass ich Milo beinahe überall in den Freilauf schickte.
Er war allgemein gut an mir orientiert und mit der Hundepfeife wusste ich, es passiert nichts! Es kam, wie es kommen musste: Die Pubertät machte unsere Geheimwaffe von einem Tag auf den nächsten zunichte.
Rückruf in der Pubertät – keine Reaktion
Milo wurde erwachsen und fand heraus, dass es spannendere Dinge im Leben gibt als Leberwurst. Ich hatte ihm die Freiheit gegeben, sich jedes Mal aufs Neue zwischen der Leberwurst und dem spannenden Reiz zu entscheiden. Somit musste ich mit der Konsequenz leben, dass seine Entscheidung nicht mehr zu meinem Gefallen ausfiel.
Somit lernte ich, dass das tollste Leckerli der Welt nicht ausreicht. Ich muss eine Möglichkeit haben, Milo eine Grenze aufzuzeigen, wenn er sich gegen meinen Rückruf entscheidet. An diesem Punkt kam bei uns die Schleppleine ins Spiel.
Heute glaube ich, dass für jeden Hund, die Schleppleine im Rückruftraining unverzichtbar ist. Vor allem für Hunde, welche Leckerlis nicht als wichtigstes auf dieser Welt sehen.
Jagen ist leider selbst belohnend
Aus Hundesicht wird nicht nur jeder Rückruf belohnt. Sondern jeder ignorierte Rückruf und das oft noch viel stärker. Nehmen wir das einfachste Beispiel: den Hasen.
Ignoriert der Hund den Rückruf und jagt den Hasen, kann es eine viel stärkere Belohnung sein. Das beste Leckerlis hilft in dieser Situation nichts. Ich bin der Meinung, dass ein gut aufgebauter Jackpot Rückruf im Notfall hilfreich ist, er ersetzt allerdings kein gutes Schleppleinen-Training.
Schleppleinen-Training ist Beziehungsarbeit
Durch die Schleppleine kannst du zuverlässig verhindern, dass der Hund durch das Ignorieren des Rückrufs zum Erfolg kommt. Ich meine, das ist lediglich einer von vielen Aspekten des Schleppleinen-Trainings.
Viele Menschen begehen oft den Fehler die Schleppleine mit ihrem Hund festzuhalten. Wie die kurze Leine sollte die Schleppleine nicht ein Mittel sein, um den Hund „an sich zu ketten“.
Verbessere eure Beziehung
Mit Leinenarbeit arbeitest du an der Beziehung und dasselbe versteht sich für Schleppleine. Milo sollte sich an der Schleppleine an mir orientiert, genauso wie er das im „echten“ Freilauf tun soll. Unsere Schleppleine ist zehn Meter lang, ich halte das Ende immer in der Hand. Dabei achte ich penibelst darauf, dass keine Spannung auf der Leine entsteht.
Passiert das doch einmal, mache ich Milo kurz vorher mit dem Wort „Ende“ darauf aufmerksam. Rennt er in die Leine, bleibe ich stehen und warte, bis er sich an mir orientiert. Meistens klappt das einwandfrei. Natürlich gibt es Tage an denen Milo wie ein Zugpferd im Geschirr hängt und sein Ding durchziehen möchte.
Milo möchte heute nicht kommunizieren?
Wenn das passiert nehme ich Milo an die kurze Leine, um uns beiden Stress und Diskussionen zu ersparen. Mehr Freiheit bedeutet mehr Entscheidungen und damit mehr Verantwortung für deinen Hund. Und es gibt diese Tage. an denen es guttut, wenn uns Verantwortung abgenommen wird.
Die eingeschränkte Freiheit durch die Leine solltest du nie als Strafe für den Hund verstehen. Die Leine bedeutet im Idealfall Sicherheit, klare Kommunikation und Stressreduktion. Wenn dein Hund mit der eingeschränkten Freiheit an der Schleppleine nicht umgeht, überfordert ihn die grenzenlose Freiheit im Freilauf mit Sicherheit.
Der Grundsatz für Schleppleinen-Training
Unser Grundsatz im Schleppleinen-Training ist, dass wir aufeinander achten. Milo orientiert sich an mir und ich wertschätze das im Gegenzug. Wenn wir alleine unterwegs sind und ich mich gut konzentriere, lobe ich jede Orientierung an mir verbal oder mit Leckerli.
Du benötigst ein aufmerksames Auge, um die vielen kleinen körpersprachlichen Signale zu entdecken, die gute Orientierung ausdrücken. Das könnte der viel gelobte „Blick zurück“ sein, aber auch subtilere Signale. Wie ein nach hinten gerichtetes Ohr, ein kurzes Innehalten und Tempo anpassen oder ein rasches Aufschließen beim Zurückfallen.
Der Freilauf als Ziel
Das Schleppleinen-Training bereitet uns auf den Freilauf vor. Bei uns gelten an der Schleppleine exakt dieselben Regeln wie später im „echten“ Freilauf. Das heißt, los rennen darf Milo erst nach erfolgter Freigabe. Wenn uns Spaziergänger oder andere Hunde begegnen, reiht sich Milo neben mir ein. Genauso rufe ich ihn vor uneinsichtigen Wegen zu mir. Außerdem möchte ich, dass er in jeder Situation ansprechbar bleibt und sich an Raumvorgaben hält.
An der Schleppleine muss alles sitzen
Bevor das alles an der Schleppleine nicht zuverlässig funktioniert, versuchen wir es nicht im „echten“ Freilauf. Beachte, dass dein Hundi unterscheidet, ob er an der Schleppleine ist oder nicht. Was an der Schleppleine gut funktioniert, muss im Freilauf noch lange nicht klappen.
Ein fließender Übergang zum “echten” Freilauf
Du solltest den Übergang fließend gestalten und die Schleppleine nach dem Training langsam „ausschleichen“. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst den Hund die Leine hinter sich herziehen lassen und diese Stück für Stück abschneiden. Oder du tastest dich langsam in kontrollierter Umgebung an den Freilauf heran.
Training und Auspowern an der Schleppleine
Wie sieht es mit Auspowern aus? Wird dein Hund an der Schleppleine müde? Meine Antwort darauf ist einfach: Ja! Milo ist nach einem ausgiebigen Spaziergang an der Schleppleine genauso müde wie nach einer Runde Canicross oder Agility. Gute Orientierung fordert und macht müde.
Konzentration ist anstrengend
Das Schleppleinen-Training ist und bleibt ein Training, das die hohe Konzentration ALLER Beteiligten erfordert. Aufmerksamkeit einzufordern, heißt Aufmerksamkeit zu geben. Deshalb bleiben Handy, Kopfhörer und Ähnliches am besten in der Tasche.
Die eigene Souveränität stärken
Ein weiterer großer Vorteil der Schleppleine für mich ist, wie sich meine Ausstrahlung durch sie verändert. Die Schleppleine gibt mir Sicherheit und das wirkt sich in weiterer Folge positiv auf meine Beziehung zu Milo aus.
An dieser Stelle gebe ich zu, dass die Rolle der souveränen Führungsperson mir nicht gerade in die Wiege gelegt wurde. Milo an der Schleppleine zu führen stärkt mein Selbstvertrauen. Da ich ihn beobachte und lerne wie er sich in verschiedenen Situationen verhält. Ohne Angst im Notfall die Kontrolle zu verlieren. Die Sicherheit, die ich ausstrahle, stärkt Milos Vertrauen in mich und durch dieses gegenseitige Vertrauen wächst unsere Bindung.
Kommandos werden verlässlich ausgeführt
Zusätzlich ersparen wir uns lästige Diskussionen. Milo lernt, dass ich Kommandos (wie beispielsweise den Rückruf) durchsetzen kann und werde. Er ist nicht derjenige, der die Entscheidungen trifft. Bewegungsfreiheit ist gerade für Hütehunde eine der wichtigsten Ressourcen. Die Ressourcenverwaltung ist immer in der Verantwortung des Menschen.
Ein paar allgemeine Tipps zum Abschluss
Zum Schluss gebe ich euch noch ein paar allgemeine Tipps mit, die ich im Laufe meiner „Schleppleinen-Karriere“ sammeln konnte. Wie erwähnt verwenden wir eine 10 m Schleppleine. Für uns erwies sich diese Länge als idealer Radius.
Welches Material verwenden wir?
Wir verwenden am liebsten eine breitere Schleppleine aus Biothane. Diese Leine ist widerstandsfähig und leicht zu reinigen und liegt angenehm in der Hand.
Die Schleppleinen aus Biothane von Pawsome gibt es in unterschiedlichen Ausführungen: mit oder ohne Handschlaufe und in den unterschiedlichsten Längen. Dort findest du deine perfekte Leine!
Führst du das Schleppleinen-Training korrekt aus, solltest du sie je nach Entfernung des Hundes auf- und abwickeln. Ich wickle oft das Ende der Leine um meine Hand und lasse Milo den überflüssigen Teil hinter sich herziehen. Mit einer Handschlaufe könntest du das Ende der Schleppleine in die Hand nehmen. Allerdings erhöht sich durch die Schlaufe die Verletzungsgefahr, sollte dein Hund in die Leine rennen und du die Hand nicht rechtzeitig befreien können.
Wie lange sollte eine Schleppleine sein?
Die Länge einer Schleppleine aus Biothane für Hunde ist ein wichtiger Faktor, der die Sicherheit und den Komfort deines Hundes auf Spaziergängen beeinflusst. Es gibt keine einheitliche Antwort darauf, wie lang eine Schleppleine sein sollte, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der Größe und dem Verhalten sowie Erziehungsstand des Hundes. Hier sind einige Dinge, die du bei der Auswahl der richtigen Länge berücksichtigen sollten:
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Größe des Hundes: Die Größe Ihres Hundes ist ein wichtiger Faktor bei der Bestimmung der richtigen Länge einer Schleppleine. Kleinere Hunde benötigen normalerweise kürzere Leinen, die sie nicht stören, während größere Hunde längere Leinen benötigen, um genügend Bewegungsfreiheit zu haben.
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Umgebung: Die Umgebung, in der du mit deinem Hund spazieren gehst, kann auch Einfluss auf die Länge der Schleppleine haben. In engeren Bereichen, wie z.B. in Wäldern oder auf engen Gehwegen, solltest du eine kürzere Leine verwenden, um sicherzustellen, dass dein Hund sich nicht verwickelt.
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Verhalten des Hundes: Wenn dein Hund stark and der Leine zieht oder einen Hang dazu hat, andere Tiere oder Radfahrer zu jagen, kann es sinnvoll sein, eine kürzere Leine zu verwenden, um besser die Kontrolle über ihn zu behalten.
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Zweck der Schleppleine: Überlege dir, wofür du die Schleppleine verwenden wirst. Möchtest du ihm einfach beim Spazieren mehr Freiheit geben oder soll es zu Trainingszwecken (z.B. wegen des Rückrufs sein)?
Als allgemeine Empfehlung sollte eine Schleppleine für Hunde mindestens 5 Meter lang sein, um ausreichend Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, während sie gleichzeitig bequem und sicher gehalten werden kann.
Schleppleine und Geschirr
Bei uns funktioniert es gut, da Milo mittlerweile selten bis gar nicht mit vollem Karacho in die Leine rennt. Anfangs ist das Auf- und Abwickeln sinnvoll. Im Notfall wirken, bedingt durch die Länge, enorme Kräfte auf Hund und Mensch ein. Das führt zu bösen Verletzungen auf beiden Seiten. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Schleppleine nur am Geschirr zu befestigen. Niemals am Halsband des Hundes. Als Geschirr eignet sich besonders gut ein robustes, wasserfestes Biothane-Geschirr von PAWSOME.
Große Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn der Hund mit der Schleppleine ausgebüxt, um beispielsweise einer spannenden Spur zu folgen. Der Hund könnte an einer schwer zu findenden Stelle hängen bleiben und wäre sich selbst überlassen.
Mein Fazit:
Viele triftige Gründe um dich für das Schleppleinen-Training zu entscheiden
Zusammenfassend hilft uns die Schleppleine im Training wahnsinnig viel. Durch sie fällt es mir leicht wichtige Kommandos, wie beispielsweise den Rückruf, durchzusetzen und Milo Grenzen aufzuzeigen. Noch wichtiger ist mir der Aspekt der Beziehungsarbeit.
In Vorbereitung auf den „echten“ Freilauf lernt Milo sich an mir zu orientieren und Raumvorgaben zuverlässig einzuhalten. Der Freilauf ist unser klares Ziel. Bei uns gelten an der Schleppleine exakt dieselben Regeln wie im „echten“ Freilauf.
Selbstvertrauen & Souveränität
Durch die Sicherheit der Schleppleine gewinne ich an Selbstvertrauen und Souveränität. Dies wirkt sich in weiterer Folge positiv auf meine Beziehung mit Milo aus.
Ich finde die Schleppleine großartig und kann mir das Training aus unserem Alltag nicht mehr wegdenken. Wir verwenden unsere Schleppleine jetzt seit einigen Monaten und sie wird uns noch eine Weile begleiten.
Schleppleinen-Training braucht vor allem auch Ausdauer und ist im Normalfall nicht in wenigen Wochen abgeschlossen. Unser Ziel ist klar der Freilauf. Ich wünsche mir einen zu 100% zuverlässigen Hund, den ich mit sicherem Gefühl von der Leine lasse.
Milo ist meine Verantwortung
Ich trage die Verantwortung für Milo. Die Verantwortung dafür, wenn er sich in Gefahr bringt. Ich muss garantieren, dass er nicht andere Menschen oder deren Hunde belästigt. Ich trage die Verantwortung dafür, dass Wildtiere nicht durch ihn zu Schaden kommen. All das sind meiner Meinung nach genug Gründe dich für das Schleppleinen-Training zu entscheiden.
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