Blogbeitrag geschrieben von Alice mit flauschiger Unterstützung von Australian Shepherd Hündin Minnie
– Instagram @minniefairytail
Über Alice & Minnie
Als vor einem Jahr unser kleiner Flauschwelpe einzog, stand ein gutes Maulkorbtraining ganz oben auf unser Liste. Unsere Australian Shepherd Hündin Minnie sollte aktiv an unserem Alltag teilhaben und durch den Maulkorb mehr Freiheiten genießen.
Für uns war wichtig, dass wir Minnie (fast) überall hin mitnehmen können. Man würde meinen, dass das Tragen eines Maulkorbs selbstverständlich zur Grunderziehung und zum Training gehört. Genauso wie die Gewöhnung an die Hundeleine und an das Geschirr, oder etwa nicht?
9 gute Gründe für einen Maulkorb und positives Maulkorbtraining
Es herrscht das Vorurteil, dass all jene Hunde, die einen Maulkorb tragen, gefährlich, aggressiv und bissig sein müssen. Dies ist oft nur ein Vorurteil und spiegelt nicht die Realität wieder. Doch welche Gründe gibt es tatsächlich, die für das Tragen eines Maulkorbs sprechen?
Maulkorbpflicht in Städten oder öffentlichen Räumen
Wir wohnen im Herzen Wiens. Einer Stadt, in der laut Gesetz auf allen öffentlichen Plätzen, wo üblicherweise Menschenansammlungen anzutreffen sind, Maulkorbpflicht gilt. Öffentliche Plätze sind unter anderem öffentliche Verkehrsmittel, Restaurants, Geschäftslokale oder Veranstaltungen.
Soll der Hund am Alltag aktiv teilnehmen und überall mit dabei sein, ist es unabdingbar, mit einem Maulkorbtraining zu beginnen. Geht es sogar gemeinsam mit Hund auf Urlaub, muss dir bewusst sein, dass im Ausland mitunter andere Regeln gelten. Über diese Regeln solltest du dich vorher gründlich informieren. Möchtest du flexibel sein, sollte dein Hund an einen Maulkorb gewöhnt sein.
Eine spezielle Regelung existiert für sogenannte „Listenhunde“. Auf dieser Liste stehen bestimmte Rassen bzw. Kreuzungen, von denen per Gesetz ein erhöhtes Gefährdungspotential ausgeht.
Diese Hunde haben jedenfalls einen Maulkorb zu tragen. Die Liste sowie die einzelnen Sonderbestimmungen variieren in Österreich und Deutschland von Bundesland zu Bundesland. Der Sinn dahinter soll an dieser Stelle lieber nicht hinterfragt werden.
Beißkorb für Erste Hilfe & Tierarzt
Ein äußerst wichtiger Grund, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, ist das Schnappen aus Angst. Befindet sich ein Hund in einer stressigen Ausnahmesituation, kann der Hund aus Panik um sich schnappen. Besonders wenn ihn eine fremde Person untersucht.
Sei es bei einem Unfall, beim Tierarzt oder wurde eventuell verletzt und leidet unter starken Schmerzen. Eine vergleichbare Situation für uns wäre beispielsweise das Bohren beim Zahnarzt, bei dem dieser zB einen Nerv erwischt. Nicht sehr angenehm und sorgt bei uns Menschen genauso für Stress.
Einen Tierarztbesuch kannst du deinem Hund durch stetiges Training von klein an näherbringen. Indem du mit deinem Hund öfters ohne Grund zum Tierarzt fahrst, damit er den Ort mit positiven Dingen verbindet.
Mit Streicheleinheiten vom Tierarztpersonal, Ruheübungen im Wartezimmer und Leckerlis kannst du deinen Hund auf seinen Besuch vorbereiten. Oder du ihn hin und wieder zuhause überall berührst und „untersuchst“, sodass er sich an Berührungen aller Art gewöhnen kann.
Bissschutz im Training für Aggressionsprobleme
Eine weitere Situation ist das Hundetraining in der Hundeschule. Wenn du eine Trainingsstunde mit einem Hundetrainer hast und hat dein Wuffi Aggressionsprobleme oder mag fremde Menschen nicht leiden kann. Hier ist es hilfreich wenn du ihm den Maulkorb überziehst, um die Sicherheit für Hund und Mensch zu gewährleisten.
Weiters lernt dein Hund dadurch, dass er durch Aggression nicht an sein Ziel kommt. Der Hundetrainer und du könnt somit entspannter ins Training gehen, was sich übrigens positiv auf den Hund auswirkt.
Beißkorb bei Hundebegegnungen
Bei Spaziergängen trifft man zwangsläufig auf andere Hunde. Hatte dein Hund ein schlechtes Erlebnis oder mag er fremde Hunde nicht, kannst du mittels Maulkorb ruhiger in Hundebegegnungen gehen. Du solltest dir immer im Klaren sein, dass du für die ordentliche „Sicherung und Verwahrung“ deines Hundes verantwortlich bist. Ein Hund kann rechtlich als Waffe durchgehen!
Beißschutz für Hunde mit Vorgeschichte
Einer meiner liebsten Sprüche ist: „Verurteile niemals einen Hund, dessen Geschichte du nicht kennst“ und ich finde, dass diese Aussage zu 100 % zutrifft. Es gibt Hunde, bei denen man nicht genau weiß, welche Geschehnisse vorgefallen sind. Diese Hunde würden in gewissen Situationen durchaus Mensch oder Hund beißen und deswegen sollten sie vorerst einen Maulkorb tragen.
Das müssen nicht zwangsläufig Secondhand- bzw. Tierheimhunde sein, auch eigens großgezogene Hunde können sich in eine „falsche“ Richtung entwickeln. Es reicht eine einzige Situation, ein Erlebnis, was für den Hund prägend und traumatisch war. Ein Maulkorb sichert sowohl dich als auch andere Menschen und Hunde. Er kann eine wahre Erleichterung sein, wenn du weißt, dass von deinem Hund keine ernsthafte Gefahr ausgeht.
Maulkorb & mehr Sicherheit in Menschenmassen
In den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Plätzen mit Menschenansammlungen ist es sinnvoll oder sogar Pflicht, einen Maulkorb zu tragen. An diesen Orten ist es meist eng, voll mit Menschen und stressig. Da kann es durchaus passieren, dass eine Person auf den Schwanz tritt und dein (sowieso nervöse) Hund durch Schnappen reagiert.
Schutz gegen Giftköder
Aufgrund der großen Anzahl an Hunden im öffentlichen Raum kommt es oftmals zu Auseinandersetzungen zwischen Hundebesitzern und Nicht-Hundebesitzern. Es gibt Hundehasser, welche so weit gehen, dass sie Giftköder in der Natur ausstreuen. Auch wenn wir als liebende Hundebesitzer uns die Beweggründe nicht vorstellen können.
Das Problem ist: Giftköder kann alles Mögliche sein: Präparierte Würste mit Nägeln, Rattengift, usw, weshalb es für uns wichtig ist, unsere Hunde genau zu beobachten. Hier kann ein gutes Antigiftködertraining oder ein Maulkorb lebensrettend sein. Saugt dein Hund alles vom Boden auf, was er finden kann? Oder willst du auf Nummer sicher gehen, ist der Maulkorb in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiges Hilfsmittel.
Mehr Freilauf durch Maulkorb
Wenn du, wie ich, den Hund nicht permanent an der Leine führen möchtest, kannst du ihm stattdessen den Maulkorb einsetzen. Jedoch sollte dies nur unter der Voraussetzung eines gut sitzenden Rückrufs erfolgen.
In Wien gilt an den meisten Orten Leinen- oder Maulkorbpflicht. An ruhigeren und übersichtlichen Orten entscheide ich mich daher für den Maulkorb. Hinzu kommt, dass ich das Image des Maulkorbs dadurch verbessern möchte. Zusätzlich kann ich damit Personen aufklären und mit gutem Beispiel voran gehen.
Und zu guter Letzt … weil wir den Maulkorb kennen
Legt eurem Hund zwischendurch am Spaziergang den Maulkorb an - einfach, weil ihr es könnt! Macht den Maulkorb alltäglich und normal – sowohl für euch als Hundeteam, als auch für die Gesellschaft!
Der perfekte Maulkorb
Welcher Maulkorb eignet sich und worauf solltest du beim Kauf eines Maulkorbs achten?
Hier kommt es in erster Linie darauf an, was der Maulkorb können soll. Die richtige Form und das richtige Material sind unabdingbar – angepasst an euren Hund. Windhunde brauchen beispielsweise einen anderen Maulkorb als brachyzephale Rassen (Kurzschnäuzer, wie Boxer, Bulldoggen, etc.).
Die richtige Form & das beste Material für Maulkörbe
Soll der Maulkorb tatsächlich ernsthafte Bisse verhindern, so sind Maulkörbe aus Metall das Richtige. Im Gegensatz zu Plastikmaulkörben halten diese definitiv größeren Belastungen stand.
Allerdings solltest du darauf achten, dass der Maulkorb gut sitzt und eine angenehme Polsterung hat. Wenn der Maulkorb nicht gut gepolstert ist, kann man selbst etwas Weiches, wie Leder oder Filz, an dem Maulkorbs anbringen. Diese Polsterung bringst du an den möglichen Druckstellen an.
Maulkörbe aus Leder oder Biothane
Den angenehmsten Tragekomfort bieten Maulkörbe aus Leder oder Biothane. Diese weichen Materialien lassen sich gut anpassen und ein wenig verbiegen. Sie sind toll für den täglichen Gebrauch in öffentlichen Verkehrsmittel. Für Hunde mit Aggressionsproblemen sind diese Maulkörbe freilich nicht zu empfehlen.
Wir haben einen maßgefertigten Maulkorb von der Marke Bumas gekauft. Das Tolle an diesem Maulkorb ist, dass er aus dem weichen Material Biothane besteht und die Farbkombination dir überlassen ist. Bunte Farben helfen fremden Personen, den Maulkorb tragenden Hund nicht mehr als so gefährlich einzustufen.
Minnie ist verträglich mit Artgenossen und Menschen, weshalb ich mich für diesen Maulkorb entschieden habe. Zwar ist er nicht sehr günstig in der Anschaffung, jedoch war es für uns die richtige Entscheidung. Speziell für den täglichen Gebrauch in der Stadt hat uns dieser Maulkorb besonders überzeugt.
Die passende Größe für deinen Beißkorb
Wichtig ist, dass der Maulkorb groß und breit genug ist. Dein Hund muss sein Maul vollkommen öffnen können, um zu hecheln. Gut wäre außerdem, dass der Hund durch den Maulkorb nicht am Wasser trinken gehindert wird.
Die Schnauzenspitze sollte jedenfalls 1-2 cm Freiraum haben und daher nicht direkt am Maulkorb anliegen. Ist der Maulkorb zu groß, rutscht er von der Schnauze. Ist er zu klein, kann der Hund schlecht hecheln. Zudem musst du aufpassen, dass der Maulkorb nicht scheuert. Denn hat dein Hund Schmerzen, könnte er diese mit dem Tragen verbinden.
Gewisse Marken verkaufen rassespezifisch zugeschnittene Maulkörbe. Sollten diese nicht passen, gibt es weiters die Möglichkeit eines individuell angefertigten Maulkorbs.
Merkt euch: Maulschlingen sind KEINE echten Maulkörbe! Der Hund kann bei Maulschlingen das Maul nicht öffnen und nicht hecheln. Sie sind nicht zu empfehlen und verhindern keine ernsthaften Bissverletzungen.
Training: Positiver Aufbau des Maulkorbs
Um den Hund an das Tragen eines Maulkorbs zu gewöhnen, gibt es verschiedene Methoden. Wir bauten es so auf, dass wir Minnie den Maulkorb nur zum Beschnuppern hin hielten. Im weiteren Schritt schmierten wir Leberwurst in den Maulkorb.
Wenn dein Hund schon mit viel Motivation in den Maulkorb schnuppert kannst du auch Leckerlis ans Ende von den Maulkorb halten.
So musste sie ihr Maul in den Maulkorb schieben, um an der Leberwurst zu schlecken. So verbindet der Hund den Maulkorb mit etwas Positivem. Diesen Schritt solltest du mehrmals über mehrere Tage hinweg wiederholen. Ist der Maulkorb ausgeschleckt, kommt er wieder weg.
Sobald das gut klappt, kannst du einen Schritt weiter gehen: Steckt dein Hund die Schnauze freiwillig in den Maulkorb, wiederholst du die gleiche Übung nochmal. Diesmal mit geschlossenem Maulkorb während des Ausschleckens.
Klappt das gut, ohne dass der Hund den Maulkorb abstreifen möchte, kannst du die Übung nach draußen verlegen.
Auch während des Spaziergangs kannst du mit dem Maulkorb trainieren. Ein weiterer Tipp wäre: Zuhause Maulkorb anlegen und dann ausgiebig kuscheln.
Nicht vergessen: Gewöhnung ist alles! Wurde der Maulkorb positiv aufgebaut, ist es für den Hund so selbstverständlich, wie das Tragen einer Sonnenbrille für den Menschen oder eines Zaumzeugs für das Pferd.
Maulkorb bedeutet für uns…
Sprüche, wie „Hund mag den Maulkorb nicht“, die ich in Kleinanzeigen lese, wenn ein Maulkorb verkauft wird, sind nur schlechte Ausreden. Offensichtlich hat man sich nicht ernsthaft mit dem Thema Maulkorbtraining auseinandergesetzt.
Ein Maulkorb bedeutet Verantwortung als HundehalterIn zu übernehmen. Mehr Gelassenheit in bestimmten Situationen zu erhalten und vor allem mehr Freiheiten für den Hund selbst! Sagt dem schlechten Image dem Kampf an.
Es wird Zeit, dass der Maulkorb in unserer Gesellschaft zur Normalität wird. Wir Hundebesitzer sollten zusammenhalten und dafür sorgen, dass wir nicht mehr als rücksichtslose Menschen mit unerzogenen Hunden abgestempelt werden.
Ich muss zugeben, dass ich manchmal vom schlechten Image profitiere: Ein Maulkorb kann eine gute Abschreckung sein. Hast du einen Junghund oder süßen, bunten Hund? Jeder fremde Mensch möchte ihn unbedingt streicheln und das ist nicht in deinem Interesse? Leg ihm einen Maulkorb um…nur so als kleiner Tipp am Rande!
Auf den Punkt gebracht: Fange noch heute mit Maulkorbtraining an!
Das Maulkorbtraining ist unumgänglich. Es sollte auf jedermanns Trainingsplan oben stehen. Schon alleine weil, um in vielen unvorhergesehenen Situationen gelassener und flexibler zu sein. Sei es in den Öffis, auf Veranstaltungen, beim Tierarzt oder bei Hundebegegnungen.
Du bist verantwortungsbewusst, wenn du deinem Hund einen Maulkorb aufsetzt, bevor etwas passiert! Die Devise lautet daher: „Präventiv statt viel zu spät“. Dein Hund ist glücklich und gelassen, wenn du auf ein gutes Maulkorbtraining setzt. Dein Ziel ist, dass dein flauschiger Begleiter den Maulkorb als lässiges Accessoire und nicht als notwendiges Übel sieht.
Checkliste für deinen Maulkorb-Kauf mitgeben
- Was soll der Maulkorb können?
- Für welche Situationen brauche ich ihn: Für den einfachen täglichen Gebrauch oder um Bissverletzungen zu vermeiden?
- Welches Material erfüllt alle Anforderungen?
- Sitzt der Maul richtig? Drückt er irgendwo? Lass dich beraten!
- Kann dein Hund dein Maul ganz öffnen und gut hecheln und trinken? An einem heißen Tag ausprobieren!
- Braucht dein Hund durch seinen Kopf und/oder nasenform einen Stirnriemen? Probiere verschiedene Passformen aus!
- Hast du Leckerlis für den Maulkorb-Kauf mit, damit du deinen Hund für das Stillhalten belohnen kannst.
- Beobachte deinen Hund beim Tragen des Maulkorbs: Ist er gestresst oder versucht er ihn sich abzustreifen? Geh einen Schritt zurück im Training.
Wir wünschen euch viel Erfolg und Spaß beim Maulkorbtraining!
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