Viele Hundebesitzer kämpfen mit unruhigen, aufgeregten Hunden. Damit diese Vierbeiner zur Ruhe kommen ist oft einiges von Nöten. Mir hat Deckentraining & Ruhetraining sehr geholfen. Das möchte ich heute mit euch teilen.
- Instagram: maggyswildworld
Fynn und ich
Aller Anfang ist schwer. Fynn hatte keinen leichten Start ins Leben. Gefunden wurde er in Ungarn mit seinen Geschwistern. Jemand hatte sie im Wald ausgesetzt. Über eine tolle Tierschutz-Organisation ist Fynn zu uns gekommen.
In den ersten Wochen war Fynn ein typischer Angsthund. Mit allem und jedem überfordert. Durch viel Geduld und mit der Hilfe unserer Trainerin haben wir diese ersten Hürden überwunden.
Nach unserer Grundausbildung in der Hundeschule haben wir angefangen in der Rettungshundestaffel Korneuburg zu trainieren. Fynn soll ein Flächensuchhund werden und ich muss auch noch viel dazulernen.
Durch die Rettungshunde habe ich begonnen mit Fynn Obedience zu trainieren und in unserer Freizeit mache ich viele Suchspiele, Tricks und Dummytraining.
Fynn macht es so viel Spaß immer wieder etwas neues zu lernen. Deshalb muss ich mich genauso viel fortbilden und beschäftige mich sehr viel mit Hundetraining und verschiedenen Hundesportarten.
Deckentraining für mehr Ruhe im Alltag
Aller Anfang ist schwer, Deckentraining schafft Abhilfe
Fynn war nicht immer ruhig und gelassen. Zuerst hatte er Angst vor alles und jedem, danach kam der Übermut und die Energie. Um die Tatkraft von Fynn in angenehme Bahnen zu lenken, haben wir recht schnell mit Deckentraining angefangen.
Das Kommando “Decke” habe ich in mehreren Schritten aufgebaut. Wie bei vielen Tricks oder Kommandos gibt es mehrere Möglichkeiten deinem Hund das zu lernen. Dies ist was für uns funktioniert hat.
Bevor du mit dem Deckentraining anfängst versichere dich, dass dein Hund “Platz” beherrscht und wenn möglich auch ein Auflösesignal kennt. Außerdem ist ein Markerwort oder ein Klicker hilfreich. Wenn du lernen möchtest, wie man einen Klicker einsetzt oder ein Markerwort konditioniert, dann klicke auf diesen Blogartikel.
Du kannst entweder mit dem normalen Plätzchen von deinem Hundi oder dir einer Decke beginnen. Wenn dein Hund das Prinzip verstanden hat kannst du auch immer wieder die Untergründe variieren.
Genereller Übungsablauf
Zuerst arbeite ich mit Leckerlis und dem Prinzip des Lockens. Das heißt ich nehme ein Leckerchen in die Hand und führe meinen Hund mit dem Leckerbissen oder werfe ein Leckerchen auf die gewünschte Stelle. Alternativ dazu kann auch ein Hand- oder Pfotentarget verwendet werden.
Nachdem das Verhalten einigermaßen gefestigt ist fange ich an die Leckerlis abzubauen. Dazu lasse ich immer wieder kein Leckerchen fallen oder habe kein Leckerchen in der Hand und belohne nach dem Erfolg aus der anderen Hand.
Wenn ein Schritt positiv abgeschlossen ist markiere ich das gewünschte Verhalten mit einem Klicker oder einem Markerwort.
Danach löse ich die Übung mit unserem Auflösung-Signal auf. Bei uns ist es “Ok”, aber ich empfehle ein Wort zu nehmen, welches im Alltag nicht benötigt wird. Dadurch weiß dein Hund das die Übung beendet ist.
So kannst du die Decke positiv aufbauen
1. Schritt: Leckerlis auf die Decke werfen
Wirf ein Leckerli auf die Decke und lobe deinen Hund sobald er auf die Decke steigt. Dabei ist egal eine Pfote oder alle vier auf der Decke sind.
Wenn dein Hund etwas sensibler ist kannst du am Anfang die Leckerlis an den Rand oder kurz vor die Decke werfen. Freu dich jedes Mal wenn dein Vierbeiner die Decke berührt oder auf die Decke steigt.
2. Schritt: Alle vier Pfoten auf die Decke
Nachdem dein Vierbeiner einige Male erfolgreich die Decke berührt hat möchtest du nun mehr von ihm. Damit er wirklich mit allen vier Pfoten auf die Decke geht wirfst du mehrere Leckerlis auf die Decke.
Sobald dein Hundi mit mehreren Pfoten die Decke berührt freust du dich und kannst ihm in dieser Position zusätzlich Leckereien geben. Fang so an deinen Wuffi immer mehr aus der Hand zu belohnen und nicht mehr nur mit Leckerlis auf der Decke.
Wenn er kein Leckerchen auf der Decke findet, wird er sich immer wieder zu dir umdrehen und dich ansehen. Genau dann belohnst du dein Hundi und freust dich.
3. Schritt: Handzeichen und Kommando einbauen
Wenn das verlässlich funktioniert, fang an ein Kommando dazu zu sagen. Bei uns ist es “Decke”. Sag das Wort während du Leckerchen wirfst und dein Hund auf die Decke geht.
Nach und nach kannst du auch immer wieder nur andeuten das du ein Leckerchen wirfst. Wenn dein Hund nur auf die Handbewegung auf die Decke geht freu dich besonders und lobe ihn mit einem Leckerchen und Leckerlis.
So lässt du immer öfter die Leckerlis weg und mache nur die Handbewegung. Irgendwann geht dein hund nur mit der Handbewegung und dem Wort Decke auf die gewünschte Stelle und dreht sich erwartungsvoll in deine Richtung.
4. Schritt: Das Kommando Platz dazu einbauen
Sobald dein Vierbeiner zuverlässig auf die Decke geht sagst du Platz dazu, wenn er sich zu dir umdreht. Wenn sich dein Hund einfacher tut dann hilf ihm mit einem Leckerchen das Platz auch wirklich auf der Decke zu machen.
Wie beim Handzeichen baust du nach und nach die Hilfe für das Platz immer weiter ab. Nach einigen Wiederholung sag nur noch das Wort “Platz” und beobachte ob dein Hund darauf reagiert. Wenn er es tut lob ihn ganz toll und gib ihm im Platz ein paar Leckerchen hintereinander.
5. Schritt: Auf die Decke schicken mit Distanz
Nachdem dein Hund langsam die Decke mit Platz verknüpft kannst du auch das “Platz” auslassen und nichts dazu sagen. Sobald dein Hund von sich aus ins Platz geht lobst du ihn und gibst ihm wieder im Platz ein paar Leckerchen hintereinander.
Als Nächstes übst du alle Schritte mit mehr Entfernung zur Decke. Baue immer mehr Distanz auf und wenn notwendig wiederholst du die einzelnen Schritte. So kannst du nach einigen Wiederholungen deinen Hund auch von unterschiedlichen Orten auf die Decke schicken.
6. Schritt: Mehr Zeit auf der Decke
Jetzt wird es Zeit das dein Wuffi nicht nur kurz auf der Decke verharrt sondern immer länger auf dem Platzerl bleibt. Zögere die Belohnungen immer länger hinaus. Warte am Anfang ein paar Sekunden, dann belohne deinen Hund und löse die Übung auf.
Im weiteren Verlauf habe ich mir einen Timer gestellt und ihn erst nach 1,2 oder mehr Minuten aufgelöst. Danach kannst du ihn im Alltag hin und wieder auf die Decke schicken. Ich habe ihn zum Beispiel beim Kochen oder wenn wir beim Tisch gegessen oder gespielt haben für ein paar Minuten abgelegt.
7. Schritt: An unterschiedlichen Orten üben
Alle bisherigen Schritte funktionieren einwandfrei? Übe nun an verschiedenen Orten. Wir haben alles zuerst verlässlich im Wohnzimmer aufgebaut. Dann bin ich mit der Decke in die Küche und ins Schlafzimmer gegangen. Später haben wir im Park, auf Spaziergängen und im Restaurant die Decke ausgepackt.
Manchmal kann es vorkommen, dass dein Hundi das Kommando in einer neuen Umgebung die vollständige Übung nicht ausführen kann. Gehe dann so viele Schritte zurück bis dein Wuffi dich wieder versteht und übe von diesem Punkt weiter.
Zeitlicher Rahmen und wie lange es bei Fynn und mir gedauert hat
Lasse dir bei jedem Schritt Zeit und übe mehrere Tage lang in kurzen Einheiten. Ich habe über drei Wochen alles langsam aufgebaut und gefestigt. Noch heute, nach ca. einem Jahr, mache ich immer wieder Übungen um das Verhalten weiter zu festigen und beizubehalten.
Für den ersten Aufbau haben wir ungefähr drei Wochen gebraucht und ich habe es 2-3 Mal am Tag in 5 Minuten Einheiten geübt. Zuerst nur im Wohnzimmer und dann langsam in der gesamten Wohnung. Nach ca. 1,5 Wochen habe ich angefangen im Freien und in der Stadt zu trainieren.
Mit viel Zeit und Ruhe haben wir innerhalb von einem halben Jahr ein sehr zuverlässiges Decken-Signal aufgebaut. Dies funktioniert in fast allen Situationen und gibt Fynn die Möglichkeit zu entspannen und einen sicheren Ort zu finden. Egal wo wir gerade sind.
Anwendungsgebiet vom Kommando “Decke” oder wie hilft mir dieses Signal im Alltag
Für uns ist das Deckentraining und das Kommando zu einem ständigen Begleiter geworden. Im Restaurant kann ich Fynn auf eine mitgenommene Decke schicken. Bei Picknicks gebe ich Fynn das Kommando ‘Decke’ und er kommt schnell zur Ruhe und weiß das wir nicht zum Spielen da sind.
Für Fynn ist es also nicht nur ein ‘Bleib auf diesem Fleck’ Kommando. Er hat auch gelernt das mit diesem Signal Ruhe angesagt ist und er nicht in einer Erwartungshaltung sein muss. Anders als bei unserem ‘Platz’. Da sollte er weiter aufmerksam sein und auf ein Nachfolge-Kommando oder das Auflösesignal warten.
Mittlerweile wenn ich Fynn auf die Decke schicke schaut er mich kurz danach an. Dann kuschelt er sich in die Decke und schläft ein. Selbst mit anderen Hunden hält er das Signal und bleibt konsequent liegen. Natürlich halte ich in solchen Situationen die anderen Hunde davon ab ihn zu nerven, weil Fynn jetzt nicht spielen darf.
So kann ich mit einem einfachen Kommando Fynn zeigen, dass er ruhig sein kann. Oder eine Situation mit mehreren Hunden etwas überprüfen und kontrollieren. Für uns ist es zu einem absoluten Allrounder-Kommando geworden und ich kann nur jedem Hundehalter dazu raten es auch zu probieren. Vielleicht passt es auch super zu eurem Leben.
Viel Spaß beim Trainieren und halte uns auf Social Media am Laufenden. Vielleicht hast du auch ein paar tolle Tipps parat oder baust die Übung anders auf.
Liebe Grüße,
euer Fynn und Maggy
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